Konzept

Stand: 30.01.2019 (Kurzfassung)
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Grundhaltung

Unsere Kindergruppe orientiert sich am Wiener Bildungsplan. Gleichzeitig fühlen wir uns dem „anderen Umgang“ elternverwalteter Kindergruppen stark verbunden und setzen diesen aktiv in unserer pädagogischen Arbeit bei den Schmuddelkindern um.

In einer überschaubar großen Gruppe werden die Kinder gemäß ihrer Bedürfnisse und Fähigkeiten gefördert. Sie lernen im engen Miteinander sich als Gruppe zu definieren, aufeinander Rücksicht zu nehmen und Konflikte gewaltfrei auszutragen. Wir verstehen uns dabei als Begleiter*innen, die bei Konflikten vor allem vermittelnd eingreifen. Anliegen und Probleme der Kinder treffen bei uns stets auf ein offenes Ohr. Wiederkehrende Rituale und Regeln helfen den Kindern, sich sozial in die Gruppe zu integrieren.

Wir sehen uns in einer begleitenden Rolle und legen sehr viel Wert darauf, individuell auf die Kinder einzugehen. Dieser demokratische Erziehungsstil ermöglicht es den Kindern zu selbstbewussten und selbstdenkenden jungen Persönlichkeiten heranzureifen.

Beziehung gestalten

Als Bezugspersonen für die Kinder ist es uns wichtig, eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung aufzubauen. Jedem einzelnen Kind wird Aufmerksamkeit gewidmet und signalisiert, dass es so wie es ist – als Person – willkommen ist. Wir nehmen jedes Kind als Individuum und gleichwürdigen Menschen wahr. Wir begegnen einander auf Augenhöhe und legen Wert auf einen respektvollen, wertschätzenden, achtsamen und gewaltfreien Umgang miteinander. Diese Wertschätzung betrifft Kinder, Betreuer*innen und Eltern gleichermaßen. Die Kindergruppe ist ein Ort, der Sicherheit und Geborgenheit bedeutet. An dem Kinder sein dürfen, wie sie gerade sind, und wo liebevoll mit ihrem Sein umgegangen wird.

Selbstständigkeit fördern

Kinder sind von Natur aus neugierig und wollen selbstbestimmt ihre Lebenswelt erkunden. Wir unterstützen sie dabei, altersadäquat Eigenverantwortung zu übernehmen, und schaffen den Raum dafür, dass sich die Kinder entsprechend ihren Bedürfnissen und Kompetenzen entwickeln können. Für uns ist es selbstverständlich, dass Kinder fähig sind, sich an allem zu beteiligen und aus eigenem Antrieb Verantwortung zu übernehmen. Die Schmuddelkinder haben die Möglichkeit, anhand von alltäglichen Arbeiten ihre Selbstwirksamkeit zu stärken und die Kindergruppe aktiv mitzugestalten.

Selbstwert stärken

Entwicklung der Identität, das Wahrnehmen der eigenen Grenzen, ein geschützter Raum für Selbstausdruck sind die Basis, um einen gesunden Selbstwert zu entwickeln. Jede*r hat ihren*seinen ganz persönlichen Ausdruck, der ihr*ihm innewohnt und nicht vergleichbar ist. Die Kindergruppe bietet einen Rahmen, in dem sich die Kinder selbstbestimmt und frei von Bewertung, Druck und Zwang entfalten. Hier können die Kinder ihrem eigenen Rhythmus folgen und spüren, dass ihnen vertraut und auch etwas zugetraut wird. Wir legen Wert auf einen gendersensiblen Raum, in dem die Kinder, abseits von einschränkenden Geschlechtsstereotypen, ihre Fähigkeiten und Interessen entwickeln können.

Schmuddelkinder haben:

  • das Recht auf Freiheit
    (freies Spiel, Wahrung der eigenen Grenzen, unbeobachtet sein dürfen, „nichts tun“ dürfen)
  • das Recht auf individuelle emotionale Entwicklung
    (jedes Kind wird in seinen Emotionen ernst genommen, Gefühle [angenehme wie unangenehme] dürfen ausgelebt und ausgedrückt werden)
  • das Recht auf freien körperlichen Ausdruck
    (Körper erproben, Bewegung, kindliche Sexualität darf wie alle anderen Bedürfnisse der Kinder altersadäquat ausgelebt werden)

Vom Ich zum Wir

So wichtig uns auch die individuelle Förderung der Kinder ist, so legen wir doch genauso großen Wert darauf, dass sie sich als Teil der Gruppe und auch als Teil eines größeren Ganzen erleben. Die Kindergruppe bildet eine Gemeinschaft, in der jede*r ihren/seinen Platz hat und sich zugehörig fühlt. Werte wie Solidarität, Zusammenhalt und Kooperationsbereitschaft werden vermittelt, indem wir die Kinder dabei unterstützen, neben ihren eigenen Bedürfnissen und Impulsen auch die Gefühle der anderen wahrzunehmen und zu respektieren.

Konflikte sind Teil des menschlichen Zusammenlebens. Wir lassen den Kindern die Möglichkeit, Konflikte miteinander selbst zu lösen, ohne Einwirkung von Erwachsenen. Dabei achten wir bewusst darauf und sind feinfühlig dafür, ob die Kinder Unterstützung brauchen oder Zuwendung notwendig ist und bieten diese bei Bedarf aktiv an. Wir begleiten sie dabei, verschiedene Strategien, auch im Umgang mit der eigenen Aggression, zu entwickeln und ihren Handlungsspielraum zu erweitern. Die gewaltfreie Kommunikation spielt hierbei eine wichtige Funktion.

Umsetzung

Freies Spiel

Ein wichtiges Element unserer Gruppe ist das freie Spiel. Hier können sich die Kinder, abseits von festgelegten Ritualen im Tagesablauf, ihre Tätigkeiten selbst wählen. Wir sind aufmerksam und offen für ihre Bedürfnisse und Anregungen und nehmen somit eine „aktive Beobachtungsrolle“ ein. Eine vorbereitete Umgebung, die sich an den unterschiedlichen Altersgruppen, dem Entwicklungsstand des Kindes und seinen Interessen orientiert, ist dafür eine wichtige – um nicht zu sagen unabdingbare – Voraussetzung.

Zeit im Freien

Kinder setzen sich mit ihrer Umwelt auseinander und lernen aus eigener Begeisterung. Damit das Erforschen und die Lust am Entdecken und Ausprobieren gewährleistet sind, gehen wir täglich bei Wind und Wetter nach draußen. Wir besuchen umliegende Parks, erkunden wilde, naturbelassene Ecken in Wien oder machen kulturelle Ausflüge (Theater, Museum, Bibliothek, Workshops, …).

Regeln und Mitgestaltung

Wir erarbeiten gemeinsam mit den Kindern die Regeln für den Alltag in der Kindergruppe. Es ist uns wichtig, dass die Kinder den Ort, an dem sie einen großen Teil ihrer Kindheit verbringen, aktiv mitgestalten und gemeinsame Entscheidungen getroffen werden. Jede*r hat die Möglichkeit, Änderungen vorzuschlagen. Die Aufstellung der Regeln richtet sich nach den Bedürfnissen aller. Wir prüfen diese auch immer wieder auf ihre Berechtigung und Relevanz für die Gruppe.

Geplante Aktivitäten und Angebote

Geplante Angebote gestalten wir in erster Linie, indem wir Themen aufgreifen, die in der Gruppe aktuell sind bzw. die in Zusammenhang mit der realen Erlebnis- und Erfahrungswelt der Kinder stehen. Ziel dieser Angebote ist es, alle Sinne anzusprechen, Möglichkeiten zu bieten Emotionen durch kreative Prozesse zu be- bzw. verarbeiten und Kompetenzen auf verschiedensten Ebenen (sensorisch, motorisch, integrativ …) zu erweitern. Deshalb arbeiten wir mit unterschiedlichen Methoden, angefangen bei Singen und Musizieren, über Geschichten-Erzählen bis hin zu bildnerischem kreativen Gestalten mit verschiedenen Materialien.

Verpflichtendes Kindergruppenjahr / Vorschuljahr

Anregungen für unsere Vorschulkinder holen wir uns aus dem Modul für das letzte Jahr in elementaren Bildungseinrichtungen. Es ist uns dabei aber wichtig, nicht nach einem vorgegebenen Standard zu arbeiten, sondern prozessorientiert und situativ auf die Themen einzugehen, für die sich die Kinder interessieren. Wir sind jederzeit bereit, die Interessen der Kinder aufzugreifen und Wünsche und Ideen zu bearbeiten. Sehen wir am Weg in den Park zum Beispiel einen Postboten oder eine Postbotin, kann es gut sein, dass wir uns die nächsten Tage darüber unterhalten, wie ein Brief vom Sender zum Empfänger kommt. Grußformeln werden schriftlich gelernt, Briefe geschrieben und die Arbeit bei der Post nachgespielt. Unseren Vorschulkindern wollen wir auch mehr Verantwortung übertragen. Wenn es ihnen zuzutrauen ist, dürfen sie am Weg in den Park ein paar Schritte vorausgehen und die restliche Kindergruppe unter gestützter Führung sicher zum Spielplatz leiten. So lernen sie einfache Verkehrsregeln und den verantwortungsbewussten Umgang im Straßenverkehr kennen.

Rituale und Kultur

Rituale vermitteln Sicherheit und Geborgenheit und strukturieren den Tag bzw. das Jahr. Sie helfen uns allen, so auch den Kindern, uns als Teil der Gruppe zu erleben. Fixe Bestandteile des Tagesablaufs sind ein Morgenritual und das gemeinsame Mittagessen. Im Jahreskreis werden alle Feiern – das Laternenfest im Herbst, Weihnachten, Fasching, ein Sommerfest am Ende des Kindergruppenjahres sowie sämtliche Geburtstage – mit viel Freude vorbereitet und zelebriert. Außerdem findet jedes Jahr im Frühsommer ein gemeinsames Kindergruppenwochenende mit allen Schmuddelkinderfamilien und – betreuer*innen statt, bei dem wir uns besser kennenlernen und das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Tagesablauf

8:00 UhrKindergruppe öffnet, Kinder treffen ein
8:00 bis 10:00 UhrFreispielphase oder gesetztes Angebot
ca. 10:00Teppichwiese (Morgenkreis)
ca. 11:00 bis 12:00 UhrRaus gehen
ca. 12:30 UhrMittagessen
13:00 bis 13:30 UhrRuhephase und „Vorschulprojektzeit“
ab ca. 13:30 UhrFreispielphase oder gesetztes Angebot
ca. 14:30 bis 15:00 UhrNachmittagsjause
16:00 UhrKindergruppe schließt

Räumlichkeiten

Damit unsere Kinder sich rundum wohlfühlen können, legen wir Wert auf eine schöne und nach den Bedürfnissen unserer Kinder gestaltete Kindergruppe. In unserer ca. 130 qm großen, hellen Wohnung haben wir uns eine kleine Oase abseits des lauten Trubels auf der Taborstraße geschaffen.

Wenn es hier laut zugeht – und das kommt öfter vor – dann beim wilden Toben in unserem Tobezimmer, bei Rollenspielen und Musikhören. Wer es lieber leiser mag, kann im Gruppenraum Basteln, etwas lesen oder im Spielzimmer mit Lego, Bauklötzen, Eisenbahn, etc. spielen. Die voll ausgestattete Kinderküche bietet alles für angehende Köche und Köchinnen. Im Spielzimmer findet sich auch ein reiches Verkleidungsangebot, das von den Kindern gerne für Rollenspiele genutzt wird. Die „Kuschel-Ecken“ im Spielzimmer werden gerne als Rückzugsort genutzt.

Die Kinder haben freien Zugang zu den vorhandenen Materialien in der Gruppe. Kein Kind wird „gezwungen“ an etwas teilzunehmen. Meistens ist aber die Neugier und der Spaß am Kennenlernen und Ausprobieren groß.